Ein Unfall, ein Brand oder ein anderer Schadenfall kann schnell passieren – und plötzlich steht im Gutachten der Versicherung: Totalschaden oder Teilschaden. Die Begriffe klingen einfach, aber sie haben für Dich grosse finanzielle Auswirkungen. In diesem Ratgeber erkläre ich Dir genau, was sie bedeuten, wie sie sich unterscheiden, welche Leistungen Du in der Schweiz erwarten kannst und wie Du Dich vor Unterversicherung schützt.
Was ist ein Totalschaden?
Ein Totalschaden bedeutet, dass Dein beschädigtes Objekt – egal ob Auto, Motorrad, Hausrat oder anderes – nicht mehr wirtschaftlich oder technisch repariert werden kann.
Die zwei Arten von Totalschaden
- Wirtschaftlicher Totalschaden: Die Reparaturkosten sind höher als der Wiederbeschaffungswert. Das heisst, es wäre günstiger, Dir einen gleichwertigen Ersatz zu kaufen, als das beschädigte Objekt zu reparieren.
- Technischer Totalschaden: Eine Reparatur ist technisch gar nicht mehr möglich oder würde nicht mehr die volle Funktion oder Sicherheit herstellen (z. B. bei einem verzogenen Fahrzeugrahmen).
Was ist ein Teilschaden?
Ein Teilschaden liegt vor, wenn die Reparatur technisch möglich und wirtschaftlich sinnvoll ist. Die Kosten sind also tiefer als der Wiederbeschaffungswert. In diesem Fall übernimmt Deine Versicherung – je nach Deckung – die Reparaturkosten gemäss Police.
Beispiel: Dein Motorrad hat nach einem Sturz Lackschäden und verbogene Teile. Die Reparatur kostet CHF 3’000.–, der Wiederbeschaffungswert liegt bei CHF 10’000.– → Das ist ein klarer Teilschaden.
Beispiel Totalschaden bei einem Motorfahrzeug

Angenommen, Dein Auto wird in einen Unfall verwickelt und das Gutachten kommt zum Schluss: Totalschaden. In der Schweiz funktioniert die Abrechnung so:
- Wiederbeschaffungswert: Der Betrag, den Du auf dem aktuellen Markt zahlen müsstest, um ein gleichwertiges Fahrzeug zu kaufen.
- Restwert: Der Wert, den das beschädigte Fahrzeug noch hat (z. B. als Ersatzteilspender oder Schrottwert).
- Auszahlung: Versicherung zahlt Wiederbeschaffungswert minus Restwert.
Unterschied zwischen Eigentum und Leasing
- Gekauftes Fahrzeug: Auszahlung geht direkt an Dich.
- Leasingfahrzeug: Auszahlung geht an die Leasinggesellschaft.
Beispiel Totalschaden durch Wohnungsbrand

Ein kompletter Wohnungsbrand gilt in der Hausratversicherung als Totalschaden. In der Schweiz ersetzt die Hausratversicherung in der Regel den Neuwert – also das, was Du heute zahlen müsstest, um die zerstörten Gegenstände neu zu kaufen.
Wichtig: Die Entschädigung erfolgt nur bis zur vereinbarten Versicherungssumme. Wenn diese zu tief angesetzt ist, droht Unterversicherung und die Leistung wird gekürzt.
Unterversicherung – die versteckte Gefahr
Was bedeutet Unterversicherung?
Eine Unterversicherung liegt vor, wenn Deine Versicherungssumme tiefer ist als der tatsächliche Wert des versicherten Eigentums. Die Folge: Im Schadenfall wird Deine Entschädigung proportional gekürzt.
Rechenbeispiele für Unterversicherung
Versicherungsart | Versicherungssumme | Tatsächlicher Wert | Schadenhöhe | Auszahlung |
---|---|---|---|---|
Hausratversicherung | CHF 50’000.– | CHF 100’000.– | CHF 20’000.– | CHF 10’000.– (50 % des Schadens ersetzt) |
Motorfahrzeug Totalschaden | CHF 10’000.– | CHF 20’000.– | CHF 20’000.– | CHF 10’000.– (50 % des Wertes versichert) |
Gut zu wissen
Einige Schweizer Versicherer verzichten in der Hausratversicherung auf die Unterversicherung – das nennt sich Unterversicherungsverzichtsklausel.
So schützt Du Dich vor Unterversicherung
- Ermittle den effektiven Wert Deines Hausrats oder Fahrzeugs und wähle die Versicherungssumme entsprechend.
- Überprüfe Deine Police alle 2–3 Jahre und immer nach grösseren Neuanschaffungen.
- Bei Hausrat: Achte auf die empfohlene Mindestversicherungssumme pro m² (in der Schweiz CHF 650.– bis 700.–).
- Bei Leasing: GAP-Deckung einschliessen, um Restwertdifferenzen abzudecken.
- Lass Dich von einem unabhängigen Berater unterstützen, z. B. bei bessert-versichert.ch.
Fazit
Ob Totalschaden oder Teilschaden – es ist entscheidend, die Unterschiede zu kennen und Deine Versicherungssumme realistisch zu wählen. Nur so stellst Du sicher, dass Du im Ernstfall den vollen Schutz erhältst und nicht auf einem Teil der Kosten sitzen bleibst. Denk daran: Eine zu tiefe Prämie kann Dich im Schadenfall viel teurer zu stehen kommen, als die Einsparung wert war.
Hinweis: Diese Informationen basieren auf der Schweizer Versicherungspraxis und dienen Dir als Orientierung. Für eine persönliche Absicherungsstrategie lass Dich von einer Fachperson beraten.