In der Schweiz gibt es verschiedene Deckungsformen in Versicherungsverträgen, die bestimmen, wie hoch die Entschädigung im Schadenfall ausfällt. Diese Unterschiede sind für Privatpersonen und Unternehmen wichtig, um Unterversicherung zu vermeiden und die richtige Absicherung zu wählen. Besonders in Bereichen wie Hausratversicherung, Gebäudeversicherung, Fahrhabeversicherung oder Geschäftsinventar kann die Wahl der Deckungsform entscheidend sein.

Mengenmässige Deckungsformen
Deckungsform | Erklärung | Prinzip | Merkmale |
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Vollwert | Alle versicherten Sachen sind bis zum Tageswert abgesichert. Die Versicherungssumme (VS) muss dem Versicherungswert entsprechen. | Die VS muss dem Tageswert aller versicherten Sachen entsprechen. | Ersatzgegenstände und Neuanschaffungen automatisch mitversichert- Teuerung automatisch berücksichtigt |
Erstes Risiko | Versichert nur bis zu einer vereinbarten Höchstsumme. Der darüber hinausgehende Schaden wird vom Versicherungsnehmer selbst getragen. | Höchstschaden ist versichert, unabhängig vom Gesamtwert. | Keine Anrechnung einer Unterversicherung – Schaden wird nur bis zur vereinbarten VS vergütet |
Preismässige Deckungsformen
Deckungsform | Erklärung | Prinzip | Beispiele für versicherte Sachen |
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Neuwert | Entschädigung zum Wiederbeschaffungspreis neuer, gleichwertiger Sachen. Kein Abzug für Wertminderung. | Deckung der versicherten Sachen zum Wiederbeschaffungspreis. | Fahrhabe: Mobiliar, Maschinen, Geräte. Gebäude: Wiederaufbaukosten. Fahrzeuge: Motorfahrzeuge, Maschinen in der Geschäftversicherung. |
Zeitwert | Neuwert abzüglich Wertverminderung aufgrund Alter und Abnutzung. | Deckung der versicherten Sachen zum Zeitwert. | Fahrhabe: Sachen ausser Gebrauch. Fahrzeuge: Boote, Anhänger, Fahrräder, Luftfahrzeuge. |
Marktpreis | Entschädigung zum Preis am Markt für Waren/Naturerzeugnisse gleicher Qualität am Schadenort. | Deckung der versicherten Waren/Naturerzeugnisse zum aktuellen Marktpreis. | Fahrhabe: Waren, Naturerzeugnisse. |
Hinweis: In der Haftpflichtversicherung wird ein Drittschaden in der Regel nur zum Zeitwert entschädigt – zum Beispiel bei einem Mieterschaden an Wänden oder Bodenbelägen
Automatische Summenanpassung bei Hausrat und Gebäude
Zweck: Berücksichtigung der Teuerung.
Sie bietet keinen Schutz vor einer Unterversicherung, wenn die VS bereits bei Vertragsabschluss zu tief war oder bei grösseren Neuanschaffungen während der Vertragsdauer.
Dokumentierung: In der Police mittels Indexstand als besondere Versicherung erwähnt.
Stichtagsversicherung (z. B. für Warenlagen)
= Versicherung mit provisorischer Versicherungssumme
Meldewesen: Der Versicherungswert, den die Waren an einem im Voraus vereinbarten Tag (Stichtag) eines jeden Monats haben, ist der Versicherungsgesellschaft innert 4 Wochen nach dem Stichtag zu melden. Unterbleibt die Meldung, gilt die zuletzt gemeldete Summe erneut.
Sie bietet keinen Schutz vor Unterversicherung, wenn die VS zu tief angesetzt wurde.
Dokumentierung: In der Police mittels Indexstand als besondere Versicherung erwähnt.
FAQ – Häufige Fragen zu Deckungsformen
Was ist der Unterschied zwischen Vollwert und Erstes Risiko?
Beim Vollwert muss die Versicherungssumme dem vollen Wert aller versicherten Sachen entsprechen, beim Ersten Risiko wird nur bis zu einer festgelegten Summe entschädigt.
Wann ist Neuwert besser als Zeitwert?
Neuwert lohnt sich bei wertvollen, langlebigen Objekten, da hier kein Altersabzug erfolgt. Zeitwert ist günstiger, bietet aber weniger Entschädigung im Schadensfall.
Warum ist die automatische Summenanpassung wichtig?
Sie sorgt dafür, dass die Versicherungssumme an die Inflation angepasst wird, um im Schadensfall eine Unterversicherung zu vermeiden.